Wossidlo-Forschungsstelle für Europäische Ethnologie/Volkskundeder Universität Rostock
ISEBEL – Intelligent Search Engine for Belief Legends
Das Akronym ISEBEL steht für „Intelligent Search Engine for Belief Legends“. Ziel dieses länderübergreifenden Projektes ist es, digital bereits transformierte folklore-archives (tradition archives) durch den Aufbau einer Forschungsumgebung zu harvesten, d.h. im Verbund per multilingualer Präsentation durchsuch- und auswertbar zu machen.
Gefördert wurde das Projekt von 2017 bis 2020 durch die Initiative „Digging into Data Challenge“, einer transatlantischen Plattform für die Sozial- und Geisteswissenschaften. Beteiligte virtuelle Archive sind die Dutch Folktale Database, die Danish Folktale Database und The Digital Wossidlo Archive.
Aus dem Fundus der „Volksüberlieferungen“ wurden sog. Belief Legends („Glaubenssagen“) ausgewählt, da diese weithin in Archiven versteckt geblieben sind. Aufgrund ihrer epischen Kürze und Anspruchslosigkeit wurden sie bislang nur in Auswahl publiziert. Gleichwohl ist die Relevanz dieser Überlieferungsgruppe groß, bedenkt man etwa die Gruppe pandemischer Sagen oder Verschwörungserzählungen über Covid. Der Versuch, Sagen europaweit zu katalogisieren, ist in den 1960er Jahren stecken geblieben. Über den Aufbau einer gemeinsamen (OAI-)Schnittstelle für maschinenlesbare Texte und deren Inhalts- und Aufnahmedaten sowie über die Lösung multilingualer Präsentation hinaus liegt der Akzent dieses Forschungsprojektes auf dem experimentellen Einsatz von Methoden der sog. Computational Folkloristics. Zum Einsatz kommen Verfahren, mit denen die für volkskundliche Archive typischen großen Datenmengen bewältigt und neue, ebenso in die Tiefe führende Sichtweisen getestet werden. Das deutsche Team (Lehrstuhl für Datenbank- und Informationssysteme und Wossidlo-Forschungsstelle für Europäische Ethnologie/Volkskunde) bringt hierfür seine Erfahrungen mit der Darstellung und Auswertbarkeit ethnografischer Quellen per Hypergraph-Datenbanken aus dem WossiDiA-Projekt ein.
Erfolgreich experimentiert wurden über die Erprobung geeigneter Schnittstellen hinaus der Einsatz automatischer Übersetzungsverfahren für Suchszenarien, Topic Modeling, Mapping-Techniken, Visualisierungen von Hypergraphszenarien mit Knoten- und Kantenfiltern, der Einsatz sammlerspezifischer Indices u.a.m.
Zeitnah soll der vom Meertens-Instituut betreute Harvester um das isländische digitale Archiv Sagnagrunnur und durch die Einbindung der norwegischen Infrastruktur SAMLA für Bestände der Norsk Folkeminnesamling der Universität Oslo erweitert werden. Weitere Folklorearchive, zunächst aus den skandinavischen Ländern, wollen sich dem Harvester anschließen.
Förderinstitutionen: Nederlandse Organisatie voor Wetenschappelijk Onderzoek (NWO), National Endowment for the Humanities (NEH), Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Leiter*innen: Theo Meder, Meertens Instituut Amsterdam (project leader); Timothy R. Tangherlini, University of California in Los Angeles, Department of European Languages and Transcultural Studies (jetzt UC Berkeley); Christoph Schmitt, Universität Rostock, Wossidlo-Forschungsstelle für Europäische Ethnologie/Volkskunde; Holger Meyer, Universität Rostock, Lehrstuhl für Datenbank- und Informationssysteme.
Bearbeiter*innen auf deutscher Seite: Petra Himstedt-Vaid (Europäische Ethnologie), Alf-Christian Schering (Informatik)
Förderzeitraum: 2017-2020.
Projektseite: https://search.isebel.eu